#39 Trogen 47°24'30.3"N 9°27'54.5"E
(...) Sie überließ aber densel­ben sei­nem Nach­den­ken und Insich­gehen in der stillen Ein­sam­keit der Haft­zelle und suchte in wohl­verstand­ener
und wohl­berech­neter Auf­fassung ihres Berufes auf dem Wege der Ein­wirkung auf Gemüth und Gewis­sen des Inqui­siteli ein frei­williges Geständ­niß zu erhalten, ehe sie zu dem um­ständ­liche-
ren, nöthigen­den Mittel der Ueber­wei­sung schrei­ten wollte. Sie benutzte hie­zu den für den Schul­di­gen, wenn er’s anders war, tief er­greif­enden Moment, da am Morgen des folgen­den Sonn­tags, den 18. Mai, von dem nahen Speicher her­über
die Todten­glocke erschallte, die seinem un­glück­lichen Opfer zu Grabe rief und die mit ihren Trau­er­klän­gen an das Ohr und Ge­wissen des Mör-
ders schlug. Schläpfer wurde vor­berufen. »Hört ihr es dem Zür­cher in’s Grab läu­ten? Was sagt euch euer Ge­wis­sen?« »Ich bin schuldig. Ich bin der Thä­ter. Das Läu­ten hat mich so er­grif­fen,
daß ein Schauer sich meiner be­mächt­igt hat; ich will das Be­kennt­niß ab­legen.« (...)

Ein Raubmord und ein Raubmörder
Appenzeller Zeitung Nr. 155
5. Juli 1862
#39 Trogen 47°24'30.3"N 9°27'54.5"E